CUY-Info 

    

Während in Europa durch die Herauszüchtung der verschiedenen Lang- und Kurzhaarrassen die Meerschweinchen immer kleiner wurden, hat man in Südamerika (dem Ursprungsland aller Meerschweinchen) Wert auf Größe, Robustheit und Qualität als Fleischlieferanten gelegt. So entstanden dort, parallel zu unseren europäischen Formen, zahlreiche Fleischgroßrassen, welche man dort wie hier unter der Bezeichnung „Cuy" führt.

 

Eine Gruppe Cuys aus Peru, so wie sie in vielen südamerikanischen Haushalten als Nutz- und Haustier gehalten werden. In der Mitte seht Ihr einen Cuy mit dunklen Abzeichen – das ist ein besonderer Farbschlag (California), den es seit Ende 2012 dank der Zucht VAN BARNIM durch den Import von Peru-Cuys auch in Europa gibt.

 

 

 

Vergleich US-Teddy- und Cuy-Bock ... 1,2 kg und 2,85 kg (beide ausgewachsen)

 

2,9 kg schwerer Rosetten-Cuybock JACK 

 

 

 

CUYS – die XXL-Meerschweinchen erobern Deutschland


Da sie sich immer größerer Beliebtheit – nicht nur in Züchterkreisen – erfreuen, möchte ich an dieser Stelle diese sensiblen Riesen etwas genauer vorstellen. Ich züchte seit einigen Jahren Cuys und habe festgestellt, dass es bei den Riesenmeerschweinen immer noch Informationsbedarf gibt ...

 


HERKUNFT

Cuys stammen ursprünglich aus Südamerika – dem Ursprungsland aller Meerschweinchen – speziell aus der Region der Anden. Ecuador, Peru, Chile und Bolivien sind typische Cuyländer. In Europa wurden die Meerschweinchen durch das Herauszüchten spezieller Langhaar- und Kurzhaarrassen immer kleiner, in Südamerika hingegen größer und massiger, da sie dort als qualitative Fleischlieferanten galten und immer noch gelten. Es entstanden parallel zu unseren europäischen Rassen zahlreiche Fleischgroßrassen, die unter dem Überbegriff „Cuy" geführt werden. Darunter fallen spezielle Rassen wie z. B. die „Cobayos", die mit einer Länge von bis zu 50 cm und einem Gewicht bis zu 4,5 kg zu den größten unter den Cuys zählen. Cuy ist somit nicht gleich Cuy und erklärt auch, warum es so große Gewichtsunterschiede unter ihnen gibt. Nach Europa kamen die Cuys vor ca. 20 bis 25 Jahren als Mitbringsel in Zoos. Lt. Marta C. Arias wurden 1995 bis 2005 weitere Tiere zu Zuchtzwecken importiert. Anfangs gab es nur wenige Züchter, die sich diesen Riesen widmeten. Von Jahr zu Jahr wurden es mehr und seit Erscheinen des ersten Cuy-Buches 2008 ist das Interesse stark gestiegen.


SÜDAMERIKA / HEIMAT

Auf ihrem Heimatkontinent gibt es eine ganze Industrie rund um die Cuys. Sie werden u. a. in großen Mastfarmen gehalten und gelten in ihren Ländern, wo andere eingeführte Fleischlieferanten wie Rinder, Schafe und Schweine knapp und teuer sind, als wichtigstes Nahrungsmittel neben den heimischen Alpakas und Lamas. Cuyfleisch besitzt viel mehr Eiweiß als andere Fleischsorten, viel weniger Fett, ist fast frei von Cholesterin und hat einen hohen Anteil an gesättigten und ungesättigten Fettsäuren. Bei den Einwohnern werden die Cuys oft in Erdlöchern, Lehmbauten oder kleinen Ställen direkt im oder am Haus bzw. der Hütte zum Eigenbedarf gehalten. Es werden ausschließlich hellhäutige Tiere (weiß, creme-weiß, rot-weiß) zum Verzehr geschlachtet, die dunkelhäutigen finden ihre Verwendung für rituelle Zwecke. Zudem gelten sie in den Hütten der Indios als Wärmequelle, Kinderspielzeug und Düngeerzeuger in einem. Sie sind gleichzeitig ein Symbol für Glück und Freundschaft und werden gern als Hochzeitsgeschenk oder auch als Präsent überreicht.


UNTERSCHEIDUNG / RASSEN

Die Riesenmeerschweinchen unterscheiden sich nicht nur allein durch ihr Gewicht und ihre Größe von unseren europäischen Meerschweinchen: von 1,5 bis 3,5 kg kann ein Cuy wiegen, im Schnitt um die 2 kg. Sie haben einen auffallend knochigen, großen Schädel, und der entweder wulstige oder gestreckte Körper besitzt kurze, sehr kräftige Beine. Teilweise haben sie spitze Nasen und oft auch einen verlängerten Schwanzknochen. Cuys zeigen häufig zu viele Zehen (Polydaktylie). Diese überschüssigen Zehen sind meist voll funktionstüchtig und behindern die Tiere nicht. Durch ihre Größe haben Cuys allgemein einen schwereren Knochenbau, sind insgesamt fleischiger und setzen schnell Fett an. Die Körperlänge liegt im Schnitt bei 22 bis 35 cm. Auch bei den Riesen gibt es verschiedene Fellstrukturen wie Glatthaar, Rosette, Rex und mittlerweile auch Langhaarige wie Sheltie, Angora, Alpaka und Texel. Auch an CH-Teddy-Cuys wird erfolgreich gearbeitet.


ENTWICKLUNG / ALTER

Cuys können je nach Wurfgröße mit einem Körpergewicht von unter 100 bis über 200 g zur Welt kommen. Einzelkinder sind dabei oftmals noch schwerer. Im Alter von 4 Monaten bringen sie schon reichlich über 1 kg auf die Waage. Ausgewachsen sind sie mit ca. 12 bis 18 Monaten und wiegen dann im Durchschnitt 1,5 bis 2,5 kg. Das Alter der Cuys ist in den letzten Jahren – durch gezielte Zucht und optimierte Haltungsbedingungen – von 2 Jahren auf 3 bis 4 und vor allem in Liebhaberkreisen sogar auf bis zu 5 Jahre und mehr gestiegen. Mit zunehmendem Alter bauen sie sehr schnell an Gewicht ab. Sie altern viel schneller als unsere normalen Meerschweinchen.


CHARAKTER / TYP

Im Allgemeinen sind die XXL-Schweine gesellige Rudeltiere mit einer strengen Rangordnung. Sie setzen diese untereinander durch Anspringen, Schubsen, mit Nasenstübern und Zähnegeklappere, Jagen und dem Verspritzen von Urin durch. Charakterlich unterscheidet man zwei Gruppen. Die Cuys des Typ A mit kurzem kompakten Körper, breiter Schulter und breiterem Kopf sind relativ ruhig und auch neugierig. Tiere des Typ B – der längere Typ mit schmaleren Schultern und spitzerem Kopf – sind oftmals unruhiger, nervöser, teilweise panisch und scheuer. Dem schlechten Ruf der „totalen Paniktiere" werden Cuys aber nicht gerecht. Gerade die in Europa nachgezogenen Riesenmeerschweine werden von Generation zu Generation ruhiger und es gibt sogar „Kuschelcuys" unter ihnen. In der Regel sind sie jedoch deutlich ängstlicher und „wilder" und vor allem viel schneller als die normalen Meerschweinchen. Somit sind sie keine Anfängertiere und auch nicht für Kinder geeignet. Dennoch sind Cuys faszinierende Haustiere und mit etwas Meerschweinchen-Erfahrung gut zu halten. Ihre interessanten Verhaltensweisen, ihr ausgeprägter Charakter, ihr robustes und gleichzeitig sensibles Wesen ziehen die Besitzer in ihren Bann und lassen sie selten wieder los ...


HALTUNG / VERGESELLSCHAFTUNG

Für die Cuy-Haltung sollten es idealerweise zwei Cuys sein – einer Vergesellschaftung mit unseren „Normalos" steht dabei nichts im Weg und klappt meist problemlos. In diesem Fall sollte aber ausreichend Platz zur Verfügung stehen. Für zwei Cuys gilt als absolutes Mindestmaß 1,40 x 0,70 m – mehr ist natürlich immer besser. Sie brauchen eine ruhige und stressfreie Umgebung, da sie auf unerwartete Geräusche oder schnelle Bewegungen oftmals hektisch reagieren. Eine gut strukturierte Inneneinrichtung mit zahlreichen Versteckmöglichkeiten, die gute Deckung bieten, sorgt für Sicherheit und Wohlbefinden. Ein ständiges Umräumen ist nicht empfehlenswert, da sie ihre gewohnten Rückzugsbereiche benötigen. Cuys ergreift man immer von vorn und nie von oben, da ihr Fluchtinstinkt sehr ausgeprägt ist.  


FÜTTERUNG

Da Cuys dazu neigen, schnell Fett anzusetzen, dürfen sie nach den ersten Lebenswochen kaum bzw. gar kein Trockenfutter bekommen (Zuchttiere seien an dieser Stelle ausgenommen). Zur gesunden Ernährung der Riesen gehören viel Heu und sehr viel Grünfutter, Gemüse und auch Obst. Cuys können bis zu 30% ihres Körpergewichtes an Saftfutter verputzen. Mit einer guten und abwechslungsreichen Ernährung und viel Freilauf – also genug Bewegung – wird die Lebenserwartung eines Cuys deutlich erhöht.

 

 

Besonderheiten in Zucht und Gesundheit


ZUCHT

Cuys werden aufgrund ihrer schnellen Entwicklung sehr zeitig geschlechtsreif. So können die jungen Männchen bereits ab der 3. Lebenswoche decken und frühreife Weibchen etwa ab der 4. Woche aufnehmen. Daher ist es wichtig, die Kleinen rechtzeitig von der Mutter und ihren Geschwistern zu trennen. Da Cuys viel rasanter wie die normalen Meerschweinchen wachsen, werden sie auch schon viel zeitiger in Verpaarung gesetzt. So werden die jungen Weibchen zwischen dem 3. und 4. Monat mit einem Gewicht von über 1 kg zum ersten Mal eingedeckt. Die jungen Cuydamen wachsen während der Tragzeit trotzdem zügig weiter. Tiere, die mit 4 Monaten Alter noch nicht diese 1 kg-Marke erreicht haben, sollten evtl. von der Zucht ausgeschlossen werden. Auch von einem zu zeitigen Eindecken (mit 8 – 10 Wochen) trotz diesem Gewicht wird abgeraten. 

Die weiblichen Cuys werden aller 14 – 16 Tage brünstig und vor allem ältere und erfahrene Damen entscheiden selbst, ob sie gedeckt werden wollen oder nicht. Im Ablehnungsfall wird der Bock dann heftig verbissen. Es passiert nicht selten, dass Weibchen nach dem 3. oder 4. Wurf selbstständig lange Zuchtpausen einlegen. Nach einer Tragzeit von durchschnittlich 70 Tagen kommt der Nachwuchs je nach Wurfgröße mit Geburtsgewichten zwischen i.d.R. 100 und 180 g auf die Welt. Einzelkinder können sogar noch höhere Gewichte erreichen, so wurden bei mir schon Böckchen mit 265 g lebend geboren. Die Neugeborenen entwickeln sich in den ersten Wochen sehr schnell und Gewichtszunahmen von 100 g pro Woche sind normal – man kann ihnen sozusagen „beim Wachsen zusehen“.

Tragende Cuys können beträchtlich an Gewicht zunehmen: 1 kg und mehr sind keine Seltenheit, so dass die Mädels auf über 3 kg Gesamtgewicht kommen können – ein imposanter Anblick. Die Tragzeit und die Gewichte der Babys verringern sich übrigens je größer die Wurfstärke ist.

Die „Kunst“ in der Cuyzucht ist, die Zuchtweibchen in Kondition zu halten und einer Verfettung vorzubeugen. Da die weiblichen Tiere oft kleiner wie die männlichen sind (ca. 1,5 – 2 kg), kann es bei ihnen zu einer Wammenbildung kommen (wie in der Kaninchenzucht). Auch ist die Gefahr von Toxikosen deutlich größer. Eine ausgewogene Fütterung und ausreichend Bewegung beugen hier vor. Aus selbigem Grund sind auch lange Zuchtpausen nicht empfehlenswert.

In meiner Cuyzucht werden die Nachwuchs-Mädels i.d.R. mit über 3 Monaten Alter und ca. 1,2 kg Gewicht das erste Mal zum Bock gesetzt. Zuchtziel bei den Adria-Cuys sind vorrangig schwere und vor allem ruhige Cuys. Wichtig ist mir die Zucht mit gewichtigen und fehlerfreien Tieren, da leider noch viel zu oft mit zu leichten und auch fehlerhaften Tieren gezüchtet wird.




GESUNDHEIT

Die besondere Sensibilität der Riesenmeerschweine macht sie anfälliger für Stress jeglicher Art, sonst sind sie eigentlich nicht empfindlicher wie die normalen Meerschweinchen. Beide können dieselben Krankheiten bekommen.

Häufigere Gesundheitsprobleme ereilen die Cuys durch ihre kurze Lebensdauer und frühere Alterserscheinungen. Das schnelle Altern – ähnlich wie bei großen Hunderassen – führt zu einem schnellen Wachstum und dies wiederum zu einer frühen Alterung der Zellen. Daher bauen Cuys mit zunehmendem Alter auch schnell an Gewicht und Vitalität ab. 

Zudem treten Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Probleme oft als Folge von Übergewicht und Organverfettung infolge falscher Ernährung auf. In der Zucht muss man verstärkt auf Senkrücken und Bindegewebsschwächen (Bauchrückbildung nach der Geburt; Gebärmuttervorfälle) achten, die durch die Größe der Tiere begünstigt werden. Hier muss eine genaue Selektion erfolgen. Ebenso kann es zu Fettaugen (Speckaugen) kommen, die sich oftmals erst im fortgeschrittenen Alter und bei Übergewicht bilden. Auch Rollider können auftreten.

Ein weit verbreitetes Cuy-Merkmal ist die Polydaktylie – die Vielzehigkeit (VZ). Darauf möchte ich etwas näher eingehen. Ein Aberglaube der Indios besagt eine besondere Fruchtbarkeit vielzehiger Cuys und zudem soll das Fleisch dieser Tiere wohl viel zarter schmecken. Deshalb gibt es in den Ursprungsländern viele VZ-Tiere, die ihre Gene in den heutigen hießigen Zuchttieren weitertragen.

Bei der Polydaktylie sind die zusätzlichen Zehen fest mit dem Fußknochen verbunden und vollständig ausgebildet. Es ist ein genetisch bedingter Erbfehler und bisher sollten VZ-Tiere immer von der Zucht ausgeschlossen werden. Mittlerweile streiten sich hier "die Geister" ... es gibt Befürworter, die der Ansicht sind, dass die Vielzehigkeit ein typisches Rassemerkmal der Riesenmeerschweine ist und sie aufgrund ihrer Größe und des Gewichtes sogar "notwendig" wäre; Gegner dagegen halten am Rassestandard der normal großen Meerschweinchen fest und warnen zudem vor einem evtl. Verletzungsrisiko. Hier muss jeder Züchter für sich entscheiden – sicherlich abhängig in Hinblick auf Ästhetik (sind es nur eine oder drei bis vier Zehen an einem Fuß mehr) und andere Zuchteigenschaften, die das jeweilge Tier mit sich bringt (z. B. Abstammung, Größe, seltene Farbe ...).


Beim einem Atavismus (Baumelzehen / BZ) dagegen – ebenfalls unter den Cuys weit verbreitet – handelt es sich um eine zusätzliche Zehe ohne Knochen. Diese Zehen baumeln lose als Anhängsel an den Füßen. Bei ihnen besteht die Gefahr, dass sich das Tier durch Hängenbleiben, Ein- oder Abreißen verletzt, daher sollten Avatismen immer entfernt werden. Der Atavismus ist eigentlich ein Evolutions-Überbleibsel, ein Fehler in der Genombildung und somit auch nicht vererblich. Es handelt sich theoretisch um einen genetischen „Rückschlag“ in frühere morphologische Strukturen (die Vorfahren unserer Meerschweinchen besaßen früher hinten vier und noch weiter in den Vorfahren sogar fünf Zehen). Daher kann bei der Verbindung bestimmter Faktoren ein Atavismus von Zeit zu Zeit wieder ans Licht kommen. Ein solches Tier muss somit auch nicht zwingend aus der Zucht ausgeschlossen werden.


RMZ von der Adria

(aktualisiert 2021)

 

 

 

 

 

links: US-Teddy-Mädels ... rechts: Cuydame Gina

INGE von der Adria, Crested-Cuy (LH-Mix) lilac p.e.

Geburtsgewicht 239 g

Gewicht: 2.095 g mit einem Jahr Alter

 

 

 

BOMBER von der Adria


 

 

Crested-Cuy in creme-weiß d.e.

 

(Eltern: Jana v.d.A./Moritz v.d.A.)

 

geb. 01.07.17 (Geburtsgewicht 191 g)

 

Gewicht: 2.830 g (03.10.18)

 

 

 

 

Beispiel für eine typische private Cuy-Haltung direkt am Haus.

 

Sowohl drinnen ... ... in der "Kitchen of the Andean"  :)

 

... wie auch draußen werden Cuys in den Ursprungsländern gehalten. Blick auf die bunte Vielfalt der verschiedensten Mais-Sorten.

 

 

 

 

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